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Ich war in München unterwegs und stand an einer U-Bahn-Station. Soweit nichts ungewöhnliches, bis ich von einem älteren Herrn mit Schiebermütze und rotem Jutebeutel freundlich angesprochen wurde. Erst dachte ich, man wolle bestimmt wieder eine Wegbeschreibung von mir haben; für eine Stadt, die ich selbst noch nicht gut kenne. Das hätte mir aber natürlich nichts ausgemacht, ich helfe auch dann sehr gerne. Neulich wurde ich zum Beispiel am Marienplatz angesprochen. Erst bezüglich einer Fahrtrichtung der U-Bahn und dann wegen dem richtigen Ausgang an die Erdoberfläche. Das wäre bestimmt nicht geschehen, wäre ich wie so viele mit Stöpseln im Ohr unterwegs gewesen – was ich auch gerne mache, keine Frage. Mich hätte es auch nicht gewundert, wenn mir einfach ein Faltblatt zu irgend einem x-beliebigen Thema in die Hand gedrückt worden wäre. An diesem Abend entstand jedoch ein ungewöhnlicher Dialog. Hier der Wortwechsel aus meinem Gedächtnis:

 

Er: Entschuldigen Sie, darf ich Sie etwas fragen?

Ich: Aber natürlich.

Was würden Sie machen, wenn jetzt jemand ins Gleis fallen würde?

Wenn jemand ins Gleis fallen würde?

Ja, genau. Hier runter.

Öhm…öh…vermutlich schnell hinterher springen. Ihn raus…als, äh…wieder hochziehen…denke ich.

Mhm.

Also ich hoffe mal, er ist nicht mit Absicht gesprungen. *lache*

Nein nein, angenommen er ist gefallen.

Tja, also…

*die U-Bahn fährt ein*

Jetzt kommt der Zug. Vorher war er noch irgendwo im Tunnel, aber jetzt haben Sie keine Zeit mehr. Dann müssen Sie runter springen, ihn packen und DA drunter ziehen. *deutet auf die Sicherheitsnische unter dem Bahnsteg, auf dem wir stehen*

Stimmt. Hab ich sogar mal gewusst.

Sehn Sie? Oder da vorne den SOS-Knopf drücken – das ist fast noch besser. *steigt in die U-Bahn*

Eine verdammt gute Frage. *er nickt mir noch zu* Ich werd’s weitersagen.

 

Die U-Bahn fährt ab und ich bleibe beeindruckt auf dem Bahnsteig zurück. Das Landei hat also mal wieder eine Situation erlebt, die es so echt nur in der Großstadt geben kann. Ich stand recht nah an der Bahnsteigkante, vermutlich keine 1,5 Meter davon entfernt. Was hingegen recht weit weg stand, waren die beiden Notrufsäulen auf dem Bahnsteig. Keine besonders günstige Position also. Ich sollte mir daher vielleicht ein Mal mehr bewusst machen, was es für Möglichkeiten in Notfallsituationen gibt. Die Münchner Verkehrsgesellschaft hilft dabei gerne.

Diese U-Bahn hätte ich verpasst, würde ich nicht eh auf eine Begleitung warten. Zu sehr stand ich noch unter dem Eindruck dieses Mannes. Er wirkte so, als würde er oftmals solche Gespräche suchen, was ich echt toll finde. Wenig später kommt meine Begleitung und ich frage sie: Was würdest du machen, wenn jetzt jemand ins Gleis fallen würde?

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