Seiten: 349
Typ: Roman
Ich griff zu diesem Roman, da es in der Biographie der Toten Hosen Erwähnung fand und ich diese gerade erst beendet hatte. Da natürlich auch die Hosen-Biographie viel über die Punk-Bewegung zu berichten wusste, hat es von der Reihenfolge her gut gepasst. Die Handlung klang zudem nicht uninteressant und so holte ich mir den Roman von Jaroslav Rudiš. Meine Erwartungen wurden jedoch sehr enttäuscht.
Das Buch ist verwirrend aufgebaut. Es gibt den Handlungsteil, in dem Personen, Orte, Gegebenheiten usw. beschrieben werden. Dieser Teil deckt nur 1 Handlungsstrang thematisch ab und erzählt von einem erwachsenen Mann. Man erfährt sehr viel von ihm, auch seine Gefühle werden hintergründig beschrieben. Der andere Teil, der einige Jahre vorher zu spielen scheint, wird in Tagebucheinträgen eines jungen pubertierenden (Punk-)Mädchens dargestellt. Es gibt immer wieder Nebensätze, die darauf schließen lassen, dass die beiden beschriebenen Personen aufeinander getroffen haben müssen. Das ganze Buch über wartet man also auf genau diese Begegnung, entweder durch einen Bericht davon im Tagebuch oder als Rückblende des Mannes. Dazu kommt es aber nicht – naja, jedenfalls nicht so richtig. Gegen Ende sind dann auch noch einige Seiten schwarz, die Buchstaben in weiß und der Text ist wortwörtlich ohne Punkt und Komma verfasst. Das war sehr mühsam und ich verlor mich einige Male in der beschrieben Szene. Auf diesen Seiten wurde eine völlig neue, weitere dritte, Handlung ins Geschehen eingefügt. Dann folgte das Schlusskapitel, das sowieso noch einmal alles, was man die 300 Seiten davor gelesen hat, über den Haufen warf. Das ärgert mich immer kollosal, auch bei Filmen. Man bekommt das Gefühl völlig falsch gelegen zu haben und nun noch Mal von vorne anfangen zu müssen.
Die Struktur des Buches war wirklich sehr ungewöhnlich. Optisch unterschiedlich aufbereitet, teilweise nur drei Sätze in einem Kapitel, deren Titel waren auch sehr unpassend und ständig die Frage, um wo das alles eigentlich hinführen soll. Jaroslav Rudiš ist ein hoch angesehener Schriftsteller. Ich bin zumindest sonst durchaus in der Lage objektiv untersuchen zu können, ob es sich nicht dennoch um ein herausragendes Werk gehandelt haben könnte. Ein paar seiner Bücher wurden verfilmt oder anderweitig gewürdigt. Vom Ende des Punks in Helsinki jedoch gab mir nun wirklich nicht Anlass zu überlegen, ob nicht irgendwo ein kleines Stückchen Kunst dahinterstecken könnte. Aber vielleicht hatte ich auch gerade nicht den richtigen Draht dazu.